Musikraum FUCK YOU

...

Lukas starrte aus dem Fenster und stimmte seine Gitarre. Momentan... Schien die Welt gewaltig scheisse zu sein. Vor kurzem war Sebastian mit Laura zusammen gekommen. Nicht dass er sich nicht für sie freuen würde. Aber momentan... War Sebastian nicht mehr bei ihm. Er hatte ja nichts dagegen, dass er ein bischen mehr Zeit mit Laura verbrachte, aber um ehrlich zu seiner verbrachte er nur noch Zeit mit Laura. Und eigentlich hätte ihn das nicht wurmen sollen. Klar, sie waren beste Freunde, aber es gab noch genug andere Zeiten wo sie miteinander reden konnten. Oder eben auch nicht. Sie hatten sich nun endgültig auseinander gelebt, was ihn hatte weiterziehen lassen. Zu Daniel. Kindischer Weise nannte er ihn im Inneren gerade 'Neuer bester Freund'. Aber war Sebastian denn wirklich 'nur' sein bester Freund gewesen? Hatte er nicht immer mehr gewollt? Und genau das wurmte ihn. Er war nicht schwul... Oder sowas. Zumindest hatte er das immer geglaubt.
Er biss die Zähne zusammen. Was er da dachte war vollkommen lächerlich. Gleich würde er mit Tizian proben. Die schönste Zeit in der Woche. Freitag; die Mittagspause. Zusammen mit Tizian seiner Leidenschaft nachgehen. Er lächelte. Ja, Tizian hatte ihn nicht vernachläsigt als er eine Freundin gehabt hatte. Er war ein wahrer Freund.

Tizian kam wie immer ganz gemütlich in den Raum geschlendert, dass einzige was ihm heute nachmittag in der Schule hielt war Lukas, wirklich Lust den Nachmittag in der Schule zu verbringen, hatte er nicht. Hier und da wunken ihm die anderen aus seiner Klasse zu und er winkte schüchtern zurück. Als er im Musikraum ankam, sah er schon wie Lukas seine Gitarre stimmte. Er schaute etwas nachdenklich in der Gegend herum. Solche Momente, wo Lukas einfach mal nichts sagte, waren Recht selten und er beobachtete ihn noch eine Weile, bevor er eintrat und die Aufmerksamkeit von Herr Bremm bekam. "Da bist du ja, los mach hinne wir haben nicht mehr soviel Zeit." Er nickte nur und bgab sich weiter auf Lukas zu. "Na Lukas", sagte er etwas lauter um ihn von seiner Träumerei aufzuwecken.

Lukas sah auf, als er Herr Brems Stimme vernahm. War Tizian schon da? Er sah auf und fing an zu lächeln. Mit einem Mal waren all seine Gedanken wie weggeblasen. Tizian bedeutete Spaß und Freude. In Kleinkindsprache ausgedrückt. "Tiziii!" rief er freudig, legte die Gitarre neben sich und sprang auf um seinen Freund zu begrüßen. Ohne auf das leicht verzogene Gesicht von Herr Brem zu achten sprang er den blonden an und umarmte ihn. "Hey Großer, wie gehts dir und deinem kleinen Freund?" hauchte er mit rauer Stimme in Tizians Ohr. Es war zu niedlich, wie sich seine Gesichtsfarbe nach solchen Worten immer veränderte.
"Aufhören zu flirten, bitte!" rief das ihr Musiklehrer. "Ich muss heute noch auf Nachschreiber aufpassen. Wäre also schön wenn ihr mir kurz zeigt wie weit ihr mit dem Lied gekommen seid, und dann alleine weiterarbeitet." Lukas grinste. Freie Zeit im Überfluss. Lernen konnten sie später auch noch. Das war doch mal grandios.

Er lachte als Lukas ihn wie immer ansprang und ausrastete. Mit der Zeit hatte er sich an dieses Ritual gewöhnt, obwohl es ihm anfangs unangenehm war. Als er Lukas Worte an seinem Ohr vernahm, kribbelte es in seinem Bauch und eine leichte Rötung legte sich auf seinen Gesicht. Er wusste selber nicht wieso sein Körper immer so verräterisch reagieren musste, es war ja nichts dabei. Keine Hintergedanken oder so. Er wurde aus seinem Gedanken gerissen, als Herr Brem ihnen etwas sagte, was genau hatte er nicht verstanden, nur den letzten Satz. Sie waren also alleine. Da konnte er sich ja noch auf was vorbereiten. Er löste sich von Lukas, grinste ihn schüchtern an und setzte sich auf seinem Platz, er musste seinen Bass noch stimmen. "Meinen kleinen und mir geht es ganz in Ordnung und wie gehts dir? Von einem schönen Mädchen geträumt?" Er versuchte seinen erneuten Rotschimmer zu verstecken indem er sehr beschäftigt nach unten schaute und an seinem Bass tüftelte. Es war ihm peinlich über solche Sachen zu reden.

Lukas fing an zu grinsen, als Tizian anfing rot zu werden. Röter als jede Tomate, die saeine Mutter aus dem garten erntete. Niedlich. "Mädchen? Nein, sicherlich nicht. Die meisten... verstellens ich so sehr, dass ich kein interesse an ihnen habe. Sie sind zickig, nervtötend und kompliziert. Und schau dir bloß an wie viel sie sich in die Fresse klatschen." Er verdrehte die Augen. Selbst seine Schwester gehörte zu denen, die ihre Augen mit mehr Kajal als nötig zumatschten. Eigentlich war ja gar keiner nötig. Herr Brem starrte Tizian mit einer hochgezogenen Augenbraue an, als dieser seinen Bass stimmte. Lukas grinste. "Ist jetzt nicht wahr, oder TIZIAN?" Lukas Grinsen wurde breiter. "Ich muss jetzt los... Übt einfach alleine, ich vertraue euch! Wenn da morgen nicht sitzt, dann könnt ihr was erleben."
Und fort war er. Lukas grinste und schlug Tizian freundschaftlich auf den Rücken. "Tja Trantüte." Er lehnte sich näher zu ihm und berührte mit seinen Lippen dessen Ohren. "Sind wir ja endlich alleine was?" Er liebte es andere so zu tritzen. Einfach weil sie dann meistens so niedlich reagierten. Bei Sebastian hatte er sich damals zurückgehalten... Dieser war einfach... Anders gewesen. Um ehrlich zu sein, Lukas hatte gewusst, dass er ihn dann von sich stoßen würde. Vielleicht hätte er es einmal probieren sollen. jetzt war es zu spät.

Die plötzliche Nähe und die Tatsache das Herr Brem sie alleine ließ, machte seine Situation nicht leichter. Er versuchte seine Unbehaglichkeit zu überspielen und stand auf, um etwas von seiner Nähe zu entweichen. Er wusste Lukas machte das bei jedem Jungen und es war nichts besonderes, dass er dies bei ihm machte. "Ja jetzt sind wir alleine und sollten anfangen zu proben, wir wollen doch morgen den Auftritt nicht versauen." Er lächelte Lukas an und legte sich seinen Bass zurecht. Er wollte sich jetzt einfach auf seine Musik konzentrieren und die Nähe der Person neben ihm ausschalten. Er wusste nicht was mit ihm heute los war. Irgendwas schien mit seinem Körper nicht zu stimmen, sonst reagierte er doch auch nicht so auf die Nähe von Lukas.

Lukas lächelte und nickte, fing an an den Saiten zu zupfen und die Melodie mitzusummen. Er liebte musik, ging meistens vollkommen in ihr auf und kümmerte sich dabei herzlichst wenig um irgendetwas anderes. Er wartete, bis Tizian mit seinem bass einstimmte und schaffte das Lied wie üblich fehlerfrei. Er grinste. "Hast das Lied ja auch zu Ende gelernt." Nach einiger Zeit verging sein Grinsen. Seit wann war Tizian so hübsch? Die blonden Locken wirkten in irgendeiner Weise niedlich und die Augen... mehr als anziehend. Verdammt, war er jetzt schon so frustriert aufgrund von Sebastian, dass er sich mit Sex Abhilfe schaffen wollte? Noch dazu mit der Person, die ihm am meisten verstand?
Er riss seinen Blick krampfhaft los und starrte mit zusammengebissenen Zähnen auf den Boden, bemerkte gar nicht wie er die Hände zu Fäusten ballte. Versunken war er in Gedanken über Sebastian. Es war unglaublich. Er war unglaublich. Mit seinen braunen Augen hatte er sein Herz im Sturm erobert und jetzt musste er weiterziehen. Mochte sein, dass er nicht mehr viel mit Sebastian machte, aber sein Herz hatte er wohl vergessen mit sich zu nehmen... "Tizian?" flüsterte er mit belegter Stimme. Sollte er es ihm erzählen? Wie würde er überhaupt darauf reagieren, dass er auf einen Jungen stand? Er würde er Verallgemeinern... Anders ausdrücken... Er wollte nicht, dass sich auch noch Tizian von ihm entfernte.

Er hatte sich schnell in seiner Musik eingefunden und genoss den Klang ihrer Instrumente im Einklang. Die Welt um ihnen herum schien vergessen. Als das Lied endete fühlte er sich schon wieder freier und besser. Er spürte Lukas Blick auf ihn liegen und wandte sich zu diesem um. Er schien wieder in Gedanken zu sein, aber dennoch schienen es keine guten zu sein, das Lukas geballten Hände zeigten. Irgendwas beschäftigte diesen sehr und er wollte wissen was es war. Er hörte seinen Namen, aber Lukas Stimme klang anders wie sonst. Er legte behutsam seine Hände auf dessen Fäuste und hockte sich zu ihm hin. "Was ist los Lukas? Ich weiß das dich irgendwas beschäftigt, du weißst du kannst mir alles sagen." Er schaute ihn durchdringend an und wartete auf eine Antwort.

Lukas sah auf, als sich eine Hand auf seine Faust legte. Er entspannte sich sofort und fing leicht an zu lächeln. "Danke, Tizi..." Er sah noch einmal zum Fenster hinaus, ehe er gequält den Kopf schüttelte. "Du weißt doch, dass... Sebastian jetzt mit Laura zusammen ist, nicht wahr? Und..., dass er mal mein bester Freund... war." Die Betonung lag auf war. "Vielleicht verlange ich zu viel, aber als du damals eine Freundin hattest, hast du deine Freunde auch nicht links liegen gelassen. Und ... Es wurmt mich einfach, dass er mich jetzt so fallen gelassen hat, dass dumme ist einfach..." Er kniff die Augen zusammen und ließ entkräftet die Schultern sinken. "Das ich wohl doch immer mehr für ihn empfunden habe als Freundschaft."
Jetzt kam es. Tizian würde ihn anstarren, kurz in Unglauben lachen, realisieren das er es ernst meinte und fortlaufen. Dahin war eine seiner letzten guten Freundschaften.

Er hörte ihm gespannend zu. Sein Herz zog sich zusammen als er dessens letzter Satz hörte. Hör auf du brauchst doch nicht eifersüchtig auf seinen besten Freund sein, versuchte er sich selbst einzutrichtern. Erst jetzt verstand er was dieser gesagt hatte. War Lukas jetzt schwul oder war er nur in Sebastian verliebt? Wirklich geschockt war er nicht, von seinem Verhalten her, benahm er sich schon schwul, aber das er dies jetzt so offensichtlich sagte, war etwas anderes. Er räusperte sich, seine Hände wurden leicht schwitzig und er wurde nervös. "Ähm... also... ist das bei Sebastian ein Ausnahmefall gewesen oder stehst du generell auf Jungs?" Er machte eine kurze Pause um nach Worten zu suchen. "Bist du noch immer in Sebastian? Ich meine er hat ja eine Freundin und ich denke das er sie liebt." Er wollte Lukas nicht verletzen, er tat ihm so Leid, und es kam ihm der Gedanke. Was würde er tun, wenn Lukas in ihn wäre... Er beschloss nicht über sowas nachzudenken.

Lukas schloss krampfthaft die Augen, als er Tzians ersten Satz vernah. "Wäre es denn schlimm... für dich?" flüsterte er, hielt jedoch inne als Tizian fortfuhr. Er schüttelte nur langsam den Kopf. "Das mit Sebastian... ist fast vorbei." flüsterte er. "Dafür..." will ich dich jetzt berühren, dich küssen, dir durchs Haar streichen und dich allem Anschein nach benutzen. "bin ich verwirrt. Aber... das wird schon. Ich weiß selbst noch nicht wirklich was ich will aber... Aber das kommt schon. I-Ich..." Was stotterte er dennjetzt so. Er sah gebannt auf Tizians Lippen, dann in dessen Augen, ehe er den Kopf auf dessen Schulter sinken ließ und einfach tief durchatmete. Wenn ihm das jetzt unangenehm war, konnte er ihn ja von sich stoßen. Aber er konte jetzt nicht mehr. Weder an Sebastian denken, noch Tizians wirklich... verlockendem Anblick ausgeliefert zu sein. Er war anscheinend wirklich schwul. Er seufzte. Er würde jetzt nicht losheulen, oh nein, niemals. Wehe. Er würde sich töten. Definitiv.

Ob es schlimm für ihn wäre? Wahrscheinlich würde es dadurch komplizierter werden, weil er vermutlich überall etwas hineininterpretieren würde. Aber es war komisch, wieso war er so erleichtert, dass ihm Sebastian nicht mehr so wichtig war. Aber er ließ ein Wort offen stehen. Seine Sätze verwirrten ihn ein wenig, er wusste nicht was er will, er verstand es nicht wie Lukas das meinte. Aber er wusste das Lukas einfach fix und fertig war und gewährte ihm ein wenig Ruhe auf seiner Schulter. Er legte beruhigend seine Hände auf dessen Rücken. Konnte er das als Freund machen, er war sichtlich verwirrt. "Lukas... ich.. fände es nicht schlimm wenn du... sch... schwul.. wärst, aber ich muss mich daran erstmal gewöhnen. Aber wenn du meinst, dass es mit Sebastian...vorbei ist. Was verwirrt dich dann so?" Er war für so ein Beziehungskram nicht zu gebrauchen, die Hälfte der Sätze hatte er nur rumgestottert. Der Nähe von Lukas war komisch nicht unangenehm, sondern.. er wusste nicht wie er es beschreiben sollte.

Lukas richtete sich auf und stützte sich dabei an Tizians Schultern ab. Er fing an zu lachen, auch wenn seine Augen noch ein wenig traurig drein blickten. "Weißt du, Tizi, für gespräche über Beziehungen oder soetwas bist du echt... nicht zu gebrasuchen." Er grinste und umarmte seinen Freund kurz. "Aber danke dir..." Er lächelte, ehe er seufzte und auf Tizians Frage einging. "Ich... Ich weiß nicht ob ich wirklich schwul bin. Das mit Sebastian kam so plötzlich und es war auch in irgendeiner Weise... merkwürdig."
Er sah Tizian tief in die Augen.Wenn er diesen küssen würde, vielleicht... Natürlich, in irgendeiner Weise wollte er die Lippen von Tizian auf seinen spüren. Aber vielleicht wollte er einfach nur wissen wie es war... Einen Mann zu küssen und vor allem wollte er erfahren ob er wirklich schwul war. "Könntest du... Könnten wir... Dürfte ich..." Er fand nicht die richtigen Worte, ohne dass es absolut merkwürdig klang. "Argh, vergiss es." murmelte er.

Er wurde ein wenig rot, ja er wusste er war nicht gut on Beziehungssachen, aber er hatte nunmal noch nicht viel Erfahrung und vor allem nicht in diesem Bereich. Er lächelte ihn schüchtern an. "Ich weiß... ich bin nicht gut bei.. solchen Sachen." Würde er heute nochmal einen normalen Satz rauskriegen? Das war ja schon mehr als peinlich sein rumgestammel. "Also weißst du gar nicht ob du schwul bist? Hast du den nichts mal... ausprobiert.. als du deine Gefühle entdeckt hast..zb bei Mädchen... oder Jungs?" Er starb gleich vor Scham, er wollte sich ein nächstgeegenes Loch buddeln und sich darin vergraben. Irgendwas wollte ihn Lukas noch sagen, doch er lenkte ab. Seine Augen schienen eine Frage zu stellen, doch er konnte nicht sehen welche. Er seufzte. "Was wolltest du fragen, frag ruhig?" Wow, sein erster richtiger Satz. Irgendwie kam ihm die ganze Sache hier zwischen ihnen komisch vor.

Lukas sah Tizian in die Augen. Warum hatte er diese Frage stellen müssen? Wieso zum Henker? Er blinzelte, versuchte sich von Tizians Anblick loszureissen, doch er schaffte es nicht. Er biss kräftig die Zähne zusammen, seufzte, wand den Blick ab und... "Ich habe... schonmal Mädchen geküsst. Aber noch nie einen Jungen. Und das mit Sebastian war ganz anders, als mit irgendeinem Mädchen davor, also... ehm... ich wollte fragen ob..." Ja, er druckste herum. Nicht gerade typisch für ihn, aber... Naja. "Ob ich... d-dich..." Er seufzte, ehe er sich einfach ein wenig vorbeugte und Tizian tief in die Augen sah. "Es tut mir Leid. Hass mich dafür, renn aber nicht weg, ok? Ich kenn dich." Ein leichtes verschmitztes Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe er diese sanft af Tizians legte. Es war ein... unglaubliches Gefühl welches in seiner Magengrube explodierte. Und er wollte mehr. Aber er ließ nach einem sanften unschuldigen Kuss von Tizian ab und musterte diesen lächelnd. "Danke. Ich weiß ja das du nicht auf... Männer stehst, also hat das hier nichts zu bedeuten, ja? Vergiss es einfach wenn du willst..." Er seufzte. Und jetzt? "So anders ist es gar nicht." murmelte er fast zu sich selbst. Nur diese Gefühle die auf einmal in ihm explodiert waren, Lust, Leidenschaft, Elan, die erwähnte er nicht. War auch besser so. Er würde es Tizian in seiner Naivität sogar zutrauen, dass dieser ihn so lange provozieren würde, mit seinen unschuldigen Augen und seinem sanften Lächeln, dass er schlussendlich über ihn herfallen würde.

Erst als Lukas seine Lippen auf seine gelegt hatte, verstand er wieso er so rumgedruckst hat. Die plötzliche unerwartete Berührung, löste etwas unerwartetes in ihm aus und er verspührte die Lust nach mehr. Wieso? So schnell die Berührung auch da war , so schnell war sie auch verschwunden. Und er verspührte nur einen süßen Nachgeschmack. Er schaute Lukas verwirrt mit großen Augen an und packte sich langsam an seine Lippen. "Was..wie.." Er brach von seinem Gestammel ab und wurde knallrot. Hatte er ihn gerade wirklich geküsst. "Ja.. so anders.. ist es gar nicht.", sagte er recht nachdenklich. "Ein einfacher..Kuss..zwischen zwei...Freunden,...mehr nicht." Er räusperte sich und schaute möglichst peinlich berührt auf den Boden. Er konnte nicht fassen, dass ein einfacher Kuss etwas bei ihm ausgeöst hatte. "Und bist du..jetzt..schwul?"

Lukas war erleichtert, dass Tizian ihn nicht von sich stieß. Den Verlust eines weiteren Freundes hätte er jetzt wohl kaum verkraftet. Es amüsierten ihn, wie rot Tizian danach anlief. Dafür hätte er es gleich weider getan. Was dachte er da? 'Und bist du...jetzt...schwul?" War er das? Er hatte jedenfalls die Lust nach mehr, aber das konnte man auch darauf schieben, dass er lange nicht mehr... Naja. Es zuckte mit den Schultern und musterte seine Schuhe. "Weiß nicht." Er verschwieg Tizian lieber diese etwas tief gehenderen gefühle, als dass er ihn jetzt damit belasten würde. Wäre doch absoluter Schwachsinn. Der arme Kerl. "Mal... mal sehen?" fragte er hilflos, eher zu sich selbst, als zu Tizian.
Ein einfacher Kuss schien ihm nicht zu reichen um Dinge wie diese herauszufinden. Vielleichtmusste er erst mit einem Jungen schlafen, um soetwas herauszufinden. Im Endeffekt gefiel es ihm bestimmt nicht und dann war er doch wieder hetero. Gerade wollte er seine Gedanken Tizian mitteilen, als Herr Brem mit einem recht großgewachsenem Jungen und einem etwas pumeligeren Mädchen hereinkam. Er lief ohne mit der Wimper zu zucken weiter, während die beiden Fremden sie beide anstarrten, als wären sie von einem anderen Planeten. Da fiel ihm ein in was für einer Haltung sie sich befanden.

Er wusste es noch immer nicht, hatte er denn nichts gespührt sonderlich. Er hätte sich selber für den Gedanken schlagen können, als hätte er irgendwas gefüht, der Kuss war wie jeder andere auch. Er wollte gerade etwas sagen, als er merkte das noch andere anwesend waren. Er drehte sich um und blickte in den Augen zweier Kinder, die sie merkwürdig anstarrten. Wieso guckten die denn so? "Noch nie zwei Kerle beim üben gesehen?" Erst später wurde ihm die Zweideutigkeit bewusst und er bemerkte wie nah sie doch noch zusammenhuckten und rückte etwas von Lukas ab. Er wusste Lukas würde jetzt irgendwas dazu sagen und er wollte sio gar nicht wissen was. Er starb eh schon tausend Tode. Die Kinder verzogen sich und Herr Brem kam wieder. "So Schluss für heute, ab raus mit euch." Irgendwie war er erleichtert aus dieser Situation rauszukommen. Er packte in der Zeit seinen Bass ein.

Lukas hätte fast angefangen zu lachen, als Tizian giftige Blicke zu den kleinen Kindern schickte und sie auch noch anpampte. Hatte wohl schlechte Laune der gute. Lukas versuchte nicht loszulachen und bemühte sich um ein ernstes Gesicht. Herr brem drückte ihm die Schlüssel in die Hand und lief hinaus. "Geb sie mir morgen zurück ich kann nicht warten bis ihr euch mal dazu bewegt habt eure Instrumente wegzupacken." rief er über die Schulter. Lukas nickte und ließ den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden, ehe er seine Gitarre fort stellte.
Langsam ging er von hinten an Tizian heran und umarmte ihn. "Danke." flüstert er, seufzte wohlig und merkte dabei nicht, wie seine Hände langsam Stück für Stück von Tizians Brust ein wenig weiter runter rutschten. "Vielleicht solltest du lieber die Schlüssel nehmen." nuschelte er. "Bei mir sind die spätestens in zwei Stunden weg." Er grinste und schloss langsam die Augen. "Müde." murmelte er und drückte seinen Kopf gegen Tizians Schulterblätter.

Nein er war kurz davor Herr Brem eine reinzuschlagen, wie kann der ihn hier mit Lukas alleine zurücklassen, er würde sterben. Er legte seinen Bass gerade ab als er von zwei Armen umschlangen wurde. Er schluckte. Die plötzliche Nähe machte ihn wieder nervös. "Lu...kas?" Er spührte die Bewegungen seienr Hände auf seinen Körper und er war wie elektrisiert, konnte sich nicht bewegen. "L..ukas, la..ss das.. bitte."brachte er mit rauer Stimme raus. Er war kurz davor den verstand zu verlieren. Er vernahm die kleinste Bewegung des anderen. Sein Verstand sagte ihm, sofort weg zu wollen, doch sein Herz schlug viel schneller als sonst, es nahm ihm fast den atem. "Wir...sollten gehen." Er erschrack vor seiner eigenen Stimme, sie klang so anders.

Lukas hielt inne, als er spürte wie sich Tizian unter ihm verspannte. So schnell wie möglich löste er sich von ihm, blieb eine Weile hinter ihm stehen und starrte den Boden an. Die Frage was los war ließ er. Es war doch sowieso klar. Ohne ein weiteres Wort legte er den Schlüssel neben Tizian auf die Bühne. "Haha... Ja, E-Es ist... ja klr, dass das jetzt alles nicht mehr ist w-wie vorher..." flüsterte er, war sich nicht sicher ob Tizian ihn überhaupt verstanden hatte. Er sah kurz zu Tizian, ehe er schnell den Blick abwand, nach rigendetwas suchte an dem er sich festhalten konnte. Aber er fand nichts. Er schloss krampfhaft die Augen und drehte sich auf dem Absatz um, schnappte sich seinen Rucksack und lief aus dem Musikraum.
Er wusste nicht genau wo er langging, nur dass er sich definitiv nicht auf dem Weg zur Bushaltestelle befand. Er lief in Richtung Schwimmbad, so wie er das mitbekam. Er blieb stehen und setzte sich unter einen der Bäume, raufte sich die Haare und schüttelte frustriert den Kopf. Momentan schien er alles falsch zu machen. Momentan lief sowieso alles den Bach herunter.

Was? Er sah geschockt hinter dem wegrennenden Lukas her. "LUKAS!", schrie er noch, aber dieser blieb nicht stehen. Er wollte doch nicht ihn verletzen. Aber es war anders, verdammt. Er packte seinen Bass und schritt schnell aus der Schule, um nach Lukas zu sehen. So konnte er ihn nicht zurücklassen. Als er ihn endlich unter einem Baum total traurig sitzen sah ging er erleichtert auf ihn zu. "Verdammt, Lukas so meinte ich das doch gar nicht." Er setzte sich neben ihn und legte behutsam einen Arm um ihn und zog ihn an sich. "Es ändert sich nichts an unserer Freundschaft ok? Ich muss mich nur ein wenig daran gewöhnen." Er streichelte sanft durch sein Haar um ihn zu beruhigen. Verdammt, er biss sich auf die Lippe,das machten Freunde nicht. Er zog seine Hand zurück und legte dieser lieber auf den Rücken. Sein Blick ruhte auf den Boden .

Lukas sah nicht auf als er Schritte hörte. Würde schon niemand von Bedeutung sein. Aber als er Tizians Stimme vernahm zuckte er heftig zusammen. Er sah nach rechts und fand tatsächlich Tizian vor. 'Zu nah.' flüsterte er sich selbst zu, und bemerkte wie dicht sie beieinander saßen. Und hatte Tizian gerade seine Hand durch seine Haare fahren lassen? Er schluckte und starrte verwirrt in Tizians grüne Augen. "I-Ich..." Sollte er sich jetzt entschuldigen, oder nicht? Er lehnte sich an, legte seinen Kopf ohne zu überlegen uf Tizians Schulter und schloss die Augen. "Entschuldige." flüsterte er.
Dann lauschte er dem Wind, achtete nicht darauf, dass er seinen Bus verpasste. Seine Mutter würde nicht mal bemerken, dass er nicht aufkreuzte. Seine Schwester war bei ihrem Freund. Und fertig war die Liste der Familienangehörigen die er besaß. Da konnte er ruhig eine Nacht gar nicht nach Hause kommen. "Es kommt mir immer so vor, als gäbe es tausend Leute um mich herum, aber kaum Personen denen ich wirklichv ertrauen kann." flüsterte er, versuchte nicht in Selbstmitleid zu versinken. Aber er tat es.

Er versuchte seine Atmung zu kontolieren und hoffte nicht dass Lukas sein Herz so schnell schlagen hörte. Er war so nah, er konnte sein Haarshampoo riechen, er zog den Duft ein. "Ist gut Lukas, du kannst mir vertrauen. Ich würde dich niemals verraten, bei mir sind deine Geheimnisse sicher glaub mir. Lass den Kopf nicht hängen... es gibt.. noch andere... Jungs.. als Sebastian und du wirst bestimmt... den richtigen finden. Der dich... liebt und sich um dich kümmert." Er seufzte kurz verträumt auf. Achja so eine Traumfrau brauchte er auch. Bis jetzt waren seine Freundinnen nicht so die Traumfrauen gewesen, es waren Gefühle da, aber nicht wo er sagen konnte, wow. Er erwischte sich dabei mit Lukas Haaren zu spielen. "Willst du... nach mir kommen, du siehst nicht so aus als wölltest du nach hause gehen." Er lächelte ihn aufmunternd an. "Hey Lukas, du lässt dich doch nicht so einfach unterkriegen." Er zwinckerte ihm zu.